Kisberer

Erscheinungsbild:
  • gerader Kopf, trockener Körperbau, kleine Ohren, große Augen, gut ausgeprägter Widerrist, kurzer Rücken, lange und gut bemuskelte Kruppe, tiefe Brust, kleine, sehr harte Hufe, feines Langhaar
Herkunft:
  • Arabisches und Englisches Vollblut, irisches Halbblut, Norfolk Trotter, Mecklenburger, Percheron, Lipizzaner
Verbreitung:
  • Ungarn
Größe:
  • 160 bis 165 cm
Eignung:
  • Freizeit, Dressur Springen, Vielseitigkeit, Fahren, Distanz
Farben:
  • alle, außer Schecken
Charakter:
  • temperamentvoll, intelligent, mutig


Herkunft

Zuchthengst  Bei dem Kisbérer handelt es sich um eine sehr edle Halbblutrasse, sie führt mehr Englisches Vollblut in sich als alle anderen Halbblutrassen. Die Rasse entstand im Jahr 1853 in dem Gestüt Kisbér südlich von Budapest, damals konfiszierte der Staat den Besitz der Grafen von Batthyány. Das Gestüt wurde durch die Gründung eines Staatsgestüts auf diesem Besitz wieder belebt, es sollte eine sehr edle Rasse entstehen.



Entwicklung

Kopfstudie Bei Beginn der Zucht war in Ungarn kaum geeignetes Zuchtmaterial vorhanden, für den Import von zweckdienlichen Zuchtpferden fehlte das Geld und man musste die vorhandenen Pferde nutzen. Es entstand eine bunte Mischung in den ersten zehn Zuchtjahren, es wurden insgesamt 317 Stuten eingesetzt, davon 69 Arabische Vollblüter, 131 Englische Vollblüter und Halbblüter, 51 irische Halbblüter, 23 Norfolk Trotter, 17 Mecklenburger, 9 Lipizzaner und gar 11 Percherons. Die Herkunft der restlichen Stuten war unbekannt zudem wurden108 Englische Vollblutstuten von schlechter Qualität eingesetzt, diese hatten aber bei der Rassenentstehung keine Bedeutung. Ab 1870 wurden Englische Vollblüter und sehr gute Kisbérer Hengste mit Stuten unterschiedlichster Rassen verpaart, es entstanden sehr edle aber auch uneinheitliche Nachkommen.
 Im Jahr 1889 fand die Abtrennung Ungarns von Österreich statt, das Gestüt wurde an die Königlich-Ungarische Regierung übergeben. Um eine Wiedergutmachung mit den Erben Batthyánys zu erreichen, erwarb der Staat das Gestüt Kisbér offiziell für 1,7 Mill. Gulden von diesen und Kisbér wurde Eigentum der Stephanskrone.




"Buccaneer", "Kisbér" und "Cambuscan"

Junghengste Der Gestütsleiter dieser Zeit, Franz Kozma von Leveld, reformierte das gesamte Gestütswesen und konnte damit große Erfolge erzielen. Der Englische Vollblüter "Buccaneer" lieferte sehr erfolgreiche Nachkommen in der Vollblutzucht, es waren dreizehn Derbysieger unter ihnen. Unter seinen Söhnen befand sich der Hengst "Kisbér", das 1873 geborene Tier gewann dreijährig das englische Derby in Epsom und den Grand Prix de Paris. In der Kisbérer Vollblutzucht vererbte sich auch erfolgreich, der aus dem Stall der englischen Königin stammende "Cambuscan". Seine nicht in Kisbér geborene dort aber später als Zuchtstute eingesetzte Tochter "Kinscem" gewann alle 54 Rennen ihres Lebens.




"Verneuil xx"

ausdrucksvolle Bewegungen Beide Hengste waren auch in der Halbblutzucht von Kisbér sehr erfolgreich, der beste Zuchthengst war aber der französische Beschäler "Verneuil xx". Der Hengst vererbte sich sehr positiv, die besten Ergebnisse erzielte er bei sehr edlen Stuten. Bei eher unedlen Stuten wiesen die Fohlen oftmals Gebäudefehler auf, seinen sehr schlechten Charakter vererbte er zum Glück nicht. Besonderst gelungen waren die Anpaarungen von "Cambuscan" Töchtern mit "Verneuil xx", die Pferde wiesen ein sehr großlinieges Vollblutexterieur mit raumgreifenden Bewegungen auf, sie vereinigten in sich ideal Masse und Adel. Durch die großen Erfolge bei der Anpaarung der Vollbluthengste mit edlen Stuten wurde die gesamte Zucht umgestellt, es fand nur noch eine gezielte Halbblutzucht statt. Durch den ausschließlichen Einsatz von Englischen Vollblütern in der Zucht formte sich der Kisbérer um, es entstand das gewünschte hochedle Reitpferd.




Aufschwung

Stute mit Fohlen Der neue Kisbérer ähnelte stark dem Englischen Vollblut, sein gesamtes Exterieur glich ihm fast aufs Haar. Man konnte nur schwer zwischen einem Englischen Vollblut und einem Kisbérer unterscheiden, der ständige Einsatz von Englischen Vollblut Hengsten bewirkte dieses Aussehen. In der Zucht kamen verschieden Englische Vollblüter zum Einsatz, neben den genannten waren auch die Hengste "Oakball xx", Gunnersbury xx", "Kisbér Öcse" (Bruder von "Kisbér"), "Doncaster xx" und "Revolver xx" zum Einsatz. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Vertreter dieser Rasse für ihren Adel, ausreichender Größe und Leistungsfähigkeit bekannt, das Kisbérer Halbblut wurde zum Ideal in der Halbblutzucht. Sie waren als Pferde für die Kavallerieoffiziere sehr begehrt, aber auch als edle Reit- und Wagenpferde kamen sie gern zum Einsatz.




Niedergang

ausdrucksvolles Gesicht Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte die Zucht ihren Höhepunkt erreicht, die Pferde waren so leistungsstark, edel und qualitätsvoll wie nie zuvor. Aber durch den Krieg besaß niemand das Kapital die Zucht in diese Richtung weiterzuführen und wertvolle Zuchttiere zu erhalten, viele Tiere kamen in den Kriegseinsatz und kehrten nicht zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die k.u.k. Monarchie zerschlagen, der große Markt für Remonten ging durch die stark verkleinerten Armeen verloren und zudem waren besaßen nur die wenigsten die finanziellen Mittel und den Willen (die Automobile kamen gerade in Mode) zum Unterhalt eines solch edlen Pferdes.




Umzüchtung

Sporthengst Durch die veränderten Ansprüche wurde auch die Zucht der Kisbérer geändert, man erkannte den Vorteil von mehr Masse und Kaliber der Pferde für einen vielseitigeren Einsatz. Man begann nach 1920 mit dem Einsatz anderer Zuchthengste neben dem Englischen Vollblut, es wurden Halbblüter, Furiosos, Ostpreußen und Hannoveraner in der Zucht eingesetzt. Der Trakehner "Széplak", ein Nachkomme von "Tempelhüter", wurde in den 1930er eingesetzt und begründete eine eigene Hengstlinie. Der Hannoveraner "Hiros" und der hannoverisch gezogene "Honvágy" kamen in den 1940er bis 1950er zum Zuchteinsatz. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Rasse relativ unbeschadet, nur wenige wertvolle Zuchttiere gingen verloren.




Umsiedlung

schwungvoll In den Jahren 1961 und 1962 gab es den größten Eingriff infolge von weitreichenden Reformen in die ungarische Pferdezucht. Nur die Vollblutzucht in Kisbér wurde erhalten, alle anderen Zuchten wurde umgesiedelt und -gestaltet. Die Halbblutzucht von Kisbér wurde verteilt, auf den Gestütshof Dalmand des Gestüts Sütvény, nach Sárvár und nach Apajpuszta.




Gegenwart und Eigenschaften

Zuchthengst aus Kadkert Seit 1989 werden die Kisbérer intensiv in dem zum Staatsgestüt Balatonfenyves gehörenden Gestüt Pusztaberény und teilweise in dem Gestüt Kadkert gefördert und weiterentwickelt. Es sind Pferde mit hoher Ausdauer, Leistungsfähigkeit und Härte, sie können sehr vielseitig eingesetzt werden aber ihr Temperament erfordert in der Regel einen erfahrenen Reiter.







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